23. SONNTAG im Jahreskreis

 

Im Evangelium, das wir gerade gehört haben, sagt Jesus uns, wie wir als Christen richtig miteinander umgehen sollen. Und noch genauer: Wie wir mit gegenseitiger Schuld umgehen sollen. Jesus geht von einem bestimmten Fall aus: „Wenn ein Gemeindemitglied dir Unrecht getan hat...“ Wie solltest du dann vorgehen?

 

Der allererster Schritt soll sein: Geh auf ihn zu. Führe ein Gespräch unter vier Augen. Kläre das direkt mit ihm und beginn nicht mit anderen darüber zu reden und dich zu beschweren. Nicht über den anderen reden, sondern mit ihm. Das kostet Mut, Selbstüberwindung und viel Kraft. Es geht darum den Bruch, die Spaltung die entstanden ist, wieder zu überwinden durch Versöhnung. Du zeigst ihm, dass du bereit bist ihm zu verzeihen.

Aber einem anderen Verzeihung anzubieten nützt nichts, wenn er nicht zugibt, dass er falsch gehandelt hat, sich schuldig gemacht hat. Trotzdem sollen wir dann nicht aufgeben. „Nimm einen oder zwei andere mit und versucht es noch einmal gemeinsam, ihn zur Einsicht zu bringen“, sagt Jesus. Bemühe dich also weiter. In einem kleinen Kreis ist es vielleicht möglich, das Problem sachlicher und nüchterner zu besprechen und den anderen zur Einsicht zu bringen.

Gelingt auch das nicht, soll die Angelegenheit vor die versammelte Gemeinde gebracht werden. Es ist ja klar: Hier soll es nicht um eine Bagatelle, sondern um eine ernste Angelegenheit gehen. Das Verhalten einzelner Gemeindemitglieder ist nicht nur Privatsache. Es kann das Leben der Gemeinde schädigen, es sogar unglaubwürdig machen. Unser privates Verhalten trifft auch die Gemeinde.

Nützt auch dieses Bemühen nichts, dann ist man am Ende seiner Möglichkeiten. Es gibt Situationen, wo wir nichts mehr machen können. Der sich schuldig Gemachte hat sich selbst ausgeschlossen. Sein ganzes Verhalten passt nicht mehr zu dem christlichen Lebensstil, der geprägt sein soll von Liebe zueinander. Ihn als „Heiden und Zöllner“ betrachten, heißt aber auch nicht, ihn wegstoßen. Jesus ist selbst immer wieder auf solche Menschen zugegangen.

Jesus will hier deutlich machen: Christen sollen alles tun was möglich ist, damit ein entstandener Unfrieden zwischen ihnen aus dem Weg geräumt wird. Wir sollten keine Mühe scheuen, ein Gemeindemitglied, das sich schuldig gemacht hat, zurückzugewinnen. Außenstehende sollen erkennen, dass wir Christen sind, indem wir einander lieben. An einer anderen Stelle hat Jesus gesagt: „Wenn du zum Altar gehst (also Gottesdienst feiert) und da fällt dir ein, dass ein anderer etwas gegen dich hat (also nicht du gegen einen anderen, sondern umgekehrt - wenn euer Verhältnis gestört ist und du selbst nicht Schuld daran bist) dann geh und versöhne dich, kläre das mit ihm ... erst dann kannst du richtig Gottesdienst feiern.“ Unsere Beziehung zu Gott kann nur richtig und gut sein, wenn auch unsere Beziehung zu unseren Mitmenschen stimmt. Liebe Gott und liebe deinen Mitmenschen. Beide kannst du nicht voneinander trennen. Paulus formuliert es (in der heutigen 1. Lesung) so: „Bleibt niemand etwas schuldig; nur die Liebe schuldet ihr einander immer.“

Jeder Einzelne in der Gemeinde ist mitverantwortlich für das Leben in der Gemeinde. Jeder soll durch ein christliches Handeln und Verhalten positiv dazu beitragen. Und dann trifft zu, was Jesus meint: „Wo zwei oder drei im meinem Namen zusammenkommen, da bin ich mitten unter ihnen.“ Dann geschieht christliche Gemeinschaft.

Eine Gemeinschaft kann man schnell haben - überall dort wo Menschen gemeinsame Interessen haben (und sei es auch nur ein Hobby). Eine christliche Gemeinschaft entsteht nur, wenn jeder einzelne sich mit Jesus Christus verbunden fühlt. Je stärker und wichtiger der Glaube der einzelnen Mitglieder dieser Gemeinschaft an Jesus ist, umso stärker werden sie sich auch miteinander verbunden fühlen. Das ist das Anliegen von Jesus, das er hier zur Sprache bringt. Glaube ich an Jesus?

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